
Pastor Johannes Lohmann (1867-1941)
war ein Seelsorger von Gottes Gnaden. Durch seinen älteren Bruder Ernst (1860-1936) ist er als Student zu Jesus geführt worden, wurde Mitarbeiter des Deutschen Hilfsbundes für christliches Liebeswerk im Orient, trat sodann ein in eine Gemeinschaftsarbeit in Eberswalde und in Breslau und war vorübergehend Seelsorger in Mutter Evas Friedenshort. Im Erholungsheim Stift Uchtenhagen – in der Nähe des Bibelhauses Malche – diente er Kranken und Bedrückten als ein Mann, der selbst durch manches tiefe Leid gehen musste.
Johannes Lohmann wurde auf seinem eigenen Lebensweg selber durch schwere Leidensprüfungen geführt – was in besonders feiner Weise vielen Schwergeprüften Sinn und Segen der Anfechtungen und der Trübsal in ihrem Leben durch seine Schriften erfassen ließ. In seinem Buch »Tausendfache Kraft« findet sich ab Seite 77 sein ausführliches Lebensbild, geschrieben von seinem Sohn Dr. Johannes Lohmann.
Die Familie Lohmann stammt aus Westfalen; unser Großvater Ernst, Theologe wie auch sein Vater, kam als Hauslehrer nach Hinterpommern und war während seines ganzen Lebens Pfarrer in Glowitz, Kr. Stolp. Dort verlebte unser Vater, welcher als jüngstes unter sieben Geschwistern am 19. Mai 1867 geboren wurde, Kindheit und Jugend.
Als Student erreichte ihn der Ruf zur Entscheidung für Christus, vor allem durch seinen Bruder Ernst, der damals führend in der Erweckungsbewegung stand. Als Hauslehrer im Breisgau kam er in eine lebendig gläubige Familie und durch sie in Versammlungen und zur Gemeinschaft mit Jüngern Jesu. Da ging ihm die neue Welt Gottes auf, da fand er das Vertrauen auf die Gnade allein.
1895 heiratete er als Hilfsprediger der Landeskirche in Hanau, trotz sehr geringen Einkommens unsere Mutter, Emma (gen. Mita), geb. Groth, aus einem mecklenburgischen Pfarrhaus stammend; sie war das zwölfte unter dreizehn Kindern. Beide mittellos, wagten sie diesen Schritt im Vertrauen auf Gott. Hier wurde als erstes Kind ein Sohn geboren, der nur wenige Stunden lebte. Durch die Schuld des Arztes hätte auch fast die Mutter ihr Leben eingebüßt! So begann auch die Ehe mit schwerem Leid! Dazu wurden Vater und Mutter mit Hass und Verleumdungen in der Stadt verfolgt. Dort gewannen sie aber auch die treuesten Freunde für ihr Leben. – Hier wurde auch ich als ihr zweiter Sohn geboren.
1898 siedelten sie über nach Schildesche bei Bielefeld und Vater wurde Mitarbeiter im »Deutschen Hilfsbund für christliches Liebeswerk im Orient«, den sein Bruder Ernst, gedrängt von der Not der christlichen Armenier unter der Verfolgung der Türken, ins Leben gerufen hatte. – In Schildesche wurden die beiden Töchter Heidi und Elisabeth geboren. – Mit der Geschäftsstelle des Hilfsbundes zogen meine Eltern 1900 nach Frankfurt a. M., wo ihnen ihr jüngster Sohn Ernst Friedrich geschenkt wurde. Von hier aus war Vater zweimal (jedesmal wohl fast 1/2 Jahr) in Armenien (Kleinasien) und holte sich dort eine schwere Malaria. Seitdem war sein Körper schwach. Aber was hat er in Gottes Kraft mit diesem schwachen Körper alles geleistet! Bei der Pflege überanstrengte sich Mutter, lag todkrank neben dem mit dem Tode ringenden Mann!
1907 nahm Vater einen Ruf an die »Christliche Gemeinschaft innerhalb der Landeskirche« nach Eberswalde an. Vater sagte oft, dies sei die schönste und reichste Zeit seines Lebens gewesen, eine Zeit voller Segen und Frucht. Aber auch gerade darum erlebten wir wieder viel Haß und Feindschaft, die sogar wir Kinder in der Schule zu spüren bekamen.
1912/13 leitete Vater ein Jahr die Gemeinschaft in Breslau (Neue Gasse) und kehrte 1913 zum Hilfsbund nach Frankfurt a. M. zurück; aber nur für kurze Zeit. Im Spätherbst 1913 rief ihn »Mutter Eva« (von Thiele-Winkler) an ihre Anstalten (Friedenshort) in Miechowitz (Mechtal) bei Beuthen (Ober-Schlesien).
1916 trat Vater wieder in den Dienst der Landeskirche und übernahm das Pfarramt für das Kirchspiel Groß-Luja bei Spremberg (Nieder-Lausitz). Das war wohl die schwerste Zeit seines Lebens: hier durfte er nur wenig Segen seiner Arbeit sehen, hier erfuhr er den erbittersten Haß, hier verlor er die ältere Tochter, hier war unsere Mutter am schwersten krank, hier bangte er um das Leben des Ältesten, der im Trommelfeuer von Verdun und Flandern lag, hier hat er mit den Seinen gehungert, hier erlebte er den Zusammenbruch Deutschlands, das er uns Kinder so lieben gelehrt hatte, und dann die Inflation. Infolge neuer Schwächung seiner Gesundheit musste er vorzeitig in den Ruhestand treten, in dem ihm aber von 1924 bis 1936 eine Zeit reichen Segens geschenkt wurde im Dienst als Seelsorger an den Gästen des Erholungsheimes Stift Uchtenhagen bei Falkenberg in der Mark, das mit dem benachbarten »Bibelhaus Malche« eng verbunden war.
Seit 1936 lebte er in Rostock. Er wählte diesen Ort im Heimatland seiner Frau für den letzten Abschnitt seines Lebens, weil dort sein jüngerer inzwischen verheirateter Sohn tätig war. Es wurde dann auch ein gesegnetes, sonnendurchwirktes Zusammenleben. Bald aber lag sein Sohn und siechte dahin, und dann kam der Tag, an dem Vater das zweite Mal dem eigenen Kind die Grabrede hielt! – die einzig noch lebende Tochter Elisabeth wurde schwer krank – sein treues, geliebtes Weib lag 1/2 Jahr lang nach einem Schlaganfall teilweise gelähmt, bis Gott sie am 28. Juli 1939 von dem langen Sehmerzenslager erlöste und heimholte. Zwei Jahre später, am 13. Juli 1941, durfte auch mein Vater in die himmlische Heimat einziehen.
Was waren das für Belastungsproben seines Glaubens! Aber wer ihn gekannt hat, weiß, wie er sie bestanden hat. Aus all diesem Erleben heraus ist sein Dienst gewachsen, sind seine unzählbaren seelsorgerlichen Briefe, seine Schriften und Bücher entstanden. Und darum geht auch wirkliches Leben und rechte Kraft von ihnen aus. Es ist nicht tote Theologie, sondern lebendige, es ist Verkündigung, Zeugnis, Leben, was er niederschrieb.
Was war wohl das »Geheimnis seiner Kraft«, seiner Unendlichen Liebe und Güte, des starken Sonnenglanzes, d» über seinem Wesen lag? Es war von Gott geschenkt und gewirkt, das wissen wir als Christen. Und Gott hatte Ihm als Lebensgefährtin eine treue Beterin zur Seite gestellt. Gott gestaltete ihn im Laufe seines Lebens mehr und mehr zu einem Menschen,der allein aus dem Glauben lebte. Wie lebte es unser Vater vor, was wirkliches Vertrauen auf die Treue Gottes ist! »Der Herr ist treu!«, das setzte er allen Enttäuschungen entgegen. »Alles was der Herr tut, das ist recht!« Nur nichts aus eigener Kraft oder eigener Weisheit tun wollen, seine ständige Mahnung. Und das war die frohe Botschaft, die er allen Mühseligen und Beladenen sagte: auf dich und deine Kraft kommt es gar nicht an, ob sie groß oder ganz klein ist. In Ihm sind neue Lebensmöglichkeiten für uns aufgetan!« Das zweite ›Geheimnis« seines Lebens war seine große Liebe. Seine Liebe zum Heiland und den Menschen. Nichts für sich – alles für andere. Das dritte, was bei ihm immer wieder durchleuchtete, war der Gehorsam gegen Gottes Wort und den einmal erkannten Gotteswillen. Da kannte er keine Vorbehalte und Einschränkungen. In diesem Gehorsam ging er auch den Weg, den Gott ihn führte. Alles was ihm begegnete, was er erlebte in Leid und Freude, an Kampf und Ungewissheit des Weges, war ihm Erziehungsmittel Gottes zum Ziel, zur Vollendung.
Dies Ziel Gottes mit dem Menschen lag ihm in dem Wort:»Auf dass sich vor Ihm kein Fleisch rühme.« Ich nichts – Gott alles! Ich bin tot, gestorben mit Christus – ER lebt.
So war Christus ihm die große, lebendige Wirklichkeit, woraus auch seine starke, freudige Erwartung des wiederkommenden Herrn erwuchs. Dieses »Schauen im Glauben«, verbunden mit kindlichem Vertrauen und dem demütigen Gehorsam und Warten ist es wohl auch gewesen, durch das Gott ihm jene prophetische Gabe und die Erkenntnis großer und letzter Zusammenhänge schenkte.
So können wir als Kinder und Freunde des Heimgegangenen im Blick auf sein Leben auch nur bekennen: »O welch eine Tiefe des Reichtums (der Gnaden-Fülle), der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und wie unerforschlich seine Wege … denn von Ihm und durch Ihn und zu Ihm sind alle Dinge – sind auch wir – Ihm sei Ehre in Ewigkeit!«

Das vorliegende Büchlein hat durch Gottes Gnade und das Wirken seines Geistes vielen dienen dürfen, aus dem Dunkel zum Licht zu kommen, vom Sumpf auf den Felsenboden, aus der Gebundenheit in die Freiheit, aus sich selbst zu Gott. – Dazu hier ein Zeugnis aus vielen :
Vor etwa drei Jahren, nach einer Krankheit und manchem anderen, kam ich zur Einsicht meines eigenen Elends. Gott führte durch seine Wegweisungen die Erkenntnis meiner inneren Leere und meiner Hilflosigkeit herbei. Ich suchte und fand bei dem gekreuzigten Heiland Gnade und Vergebung meiner Sünde. Seit der Zeit geht eine innere Umwälzung in mir vor. Mein ganzes Leben von Kindheit an trat wieder vor meine Seele. Gedanken und Erinnerungen, die ich
als Kind und auch später gehabt hatte, sündhafte Gedanken und gräuliche Begierden auf sexuellem Gebiet, denen ich in meiner Jugend zugestimmt hatte, standen klar vor mir. Zweifel und Zagen, ob dieses allesausgetilgt sei, wogten in mir. Schwer wurde es mir in diesem Zustand, im Glauben auf die vollbrachte Erlösung auszuharren. Zeitweise ging ich unter schwerem Druck und in Schwermut meinen Weg. Es war mir, als ob der Satan mit unheimlicher Macht meine Gedanken auf die früheren Gedanken und Sünden zöge, und ich grübelte dann oft mehr als gut war. Auch jetzt komme ich noch zeitweise in ähnliche Versuchungen. Wenn diese Anfechtungen und Gedanken kamen und kommen, so machte ich bislang wohl noch den Fehler: Ich fürchtete sie, ich wollte sie nicht, mir waren sie schrecklich, ich kämpfte dagegen und richtete nichts dagegen aus. Sie nun zeigten mir aber einen anderen Weg: Danach soll ich bei diesen Anfechtungen ruhig gekreuzigt bleiben, angenagelt und – auf den Heiland blicken : ER führt den Kampf, Er ist der Sieger, sein ist die Kraft,
sein ist die Ehre.
Aus KOMM! Nr. 45 / April 2013

Christus und seine Gemeinde – himmlisches Licht auf dem irdischen Weg für die Seinen auf Erden: Seid ihr mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist!

Der Inhalt des Evangeliums Gottes – dieser wirksamen Kraft Gottes zur Rettung für jeden, der daran glauben will, in die Rettung hinein – ist Jesus Christus, wahrhaftiger Gott und wahrhaftiger Mensch – eine innige Einladung zum wahrhaft vernünftigen Gottesdienst.

Galater 2:20
Ich bin mit Christus gekreuzigt; und nun lebe ich, aber nicht mehr ich [selbst], sondern Christus lebt in mir. Was ich aber jetzt im Fleisch lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.
Nach „Nicht ich, sondern Christus in mir“ wohl das umfassendste, tiefgreifendste und erbauendste Werk von Johannes Lohmann zu diesem Thema.